Wir laden ein zu unserer Veranstaltungsreihe. Ein Jahrzehnt OKF – Kritik, Politik und Aktivismus

    10 Jahre OKF, das heißt auch, zehn Jahre Kontakte knüpfen, Expertise herausbilden, Konzepte entwickeln und Austausch befördern. All das möchten wir in diesem Sommer in einer Veranstaltungsreihe mit euch zusammen bringen.

    Digitale Zivilgesellschaft – dem Schlagwort zum Durchbruch verhelfen

    Eines der Kernanliegen der Open Knowledge Foundation ist die Einbindung in die (inter-)nationale digitale Zivilgesellschaft. Dabei ist der Begriff der digitalen Zivilgesellschaft selbst eher schwammig. Im Bericht „Digitalisierung braucht Zivilgesellschaft“ von verschiedenen deutschen Stiftungen im Jahr 2019 werden drei zivilgesellschaftliche Gruppen unterschieden: Digitale Spezialist:innen, digitale Pionier:innen und digitale Noviz:innen, die alle in unterschiedlichem Maß an Digitalisierung teilhaben, sie mitgestalten oder lediglich nutzen. Bilden sie zusammen die digitale Zivilgesellschaft? Fest steht: Wir fühlen uns vielen dieser Akteur:innen und den zivilgesellschaftlichen Anliegen einer Demokratie, die auch das Digitale einbezieht, zugehörig und möchten diese mitgestalten. Aus diesem Grund sind wir auch Teil der Initiative Digitale Zivilgesellschaft, die 2020 als Reaktion auf die Coronakrise ins Leben gerufen wurde. Dort wird die digitale Zivilgesellschaft umrissen als die Organisationen, die sich für eine unabhängige digitale Infrastruktur und freien Zugang zu Wissen einsetzen und sich für ein gemeinwohlorientiertes digitales Ökosystem engagieren. Aber wir nehmen immer noch wahr, dass die (digitale) Zivilgesellschaft bei vielen Projekten und Bemühungen von Politik und Verwaltungen ausgeschlossen bleibt. Statt am Verhandlungstisch unsere Erfahrungen einzubringen, müssen wir uns von der Seitenlinie aus Gehör verschaffen. Diesem Spannungsfeld widmen wir uns zum Auftakt unserer Veranstaltungsreihe. Wir diskutieren mit der digitalen Zivilgesellschaft darüber, wer wir sind, was uns ausmacht, wer das entscheidet und wie wir mit unseren Ideen und Forderungen in den politischen Raum vordringen können.

    Freud und Leid mit Open Data

    Als die OKF 2011 gegründet wurde, galt es in Deutschland noch, das Thema Open Data auf die politische Agenda zu setzen. Inzwischen ist das Bewusstsein um den Wert von Offenen Daten enorm gestiegen, nicht zuletzt, weil die Angst besteht, auf dem globalen Markt komplett abgehängt zu werden. Dabei hätten Offene Daten, genau wie Offene Informationen, eine integrative Wirkung, die weit über unternehmerisches Handeln hinausgeht. Mit diesem Datenschatz zur Organisation des öffentlichen Lebens und unseres Miteinanders können Journalist:innen Ungerechtigkeiten und Korruption aufdecken, Aktivist:innen alternative politische Konzepte vorlegen, ökologisch nachhaltiger gewirtschaftet und gelebt werden und Verwaltungen Bedürfnisse der Bevölkerung herausfiltern. Wissenschaftler:innen können aus Offenen Daten Beobachtungen über die Entwicklung unserer Gesellschaft treffen und Korrelation und Kausalität von gesellschaftlichen Ereignissen analysieren. Dies und mehr ließe sich unter gemeinwohlorientierten Datenumgang fassen. Doch für eine vollständige Umsetzung braucht es entsprechende gesetzliche Grundlage und fachlich geschultes Personal, das geeignete öffentliche Daten identifizieren, in Verwaltungsprozesse einbinden und aufbereiten kann. Wer darf bei uns mit welchen Daten was machen und warum (nicht)? Wir laden ein zu einer zwiespältigen Bilanz zum Stand von Open Data in Deutschland.

    Freiheit für Wissen! Freiheit für uns?

    Wenn man FragDenStaat kennt, ist eine Informationsfreiheitsanfrage an den Staat ganz einfach: Behörde auswählen, gesuchte Informationen nennen, das System ergänzt alle juristischen Feinheiten, Paragraphen und Ermahnungen, die das Verwaltungsherz höher schlagen lassen – und absenden. Danach muss man nur noch warten, ob und was die zuständigen Behörden antworten. Auf diesem Weg (mit etwas Unterstützung vor Gericht) wurden bereits unzählige Akten von öffentlichem Interesse geborgen. Aber Informationsfreiheit beruht noch immer darauf, dass ich weiß, was ich eigentlich suche und womöglich einen Verdacht habe, wo der Öffentlichkeit Informationen vorenthalten werden. Informationsfreiheit erfordert deshalb immer noch spezifische Kenntnisse, Eigeninitiative und Engagement, um so über das Handeln des Staates und der Politik informiert zu werden, wie man es sich eigentlich als Status quo wünschen würden. Ein Transparenzgesetz könnte das ändern. Denn dann müssten Verwaltungen proaktiv ihre Bestände öffnen. Abschreckende Gebühren würden der Geschichte angehören. Die Idee dahinter ist, je mehr wir wissen, desto mündiger werden wir, desto kritischer nehmen wir unsere Rolle als Bürger:innen wahr und desto demokratischer können wir Politik gestalten. Aber gilt das für alle? Was hat sich seit Gründung von FragDenStaat.de – ebenfalls vor zehn Jahren – in Deutschland rund um das Thema Informationsfreiheit getan? Ist Transparenz alleine der Heilsbringer, nach dem sich viele sehnen, was braucht es darüber hinaus? Was bedeutet Informationsfreiheit für Wissen, das es nicht durch den Uploadfilter einer Plattform schafft? Und wie frei sind Wissen und Informationszugang, die nicht nur von staatlichen Behörden, sondern auch von privatwirtschaftlichen und anderen Akteuren gesteuert werden? Über das Verhältnis zwischen EU und Nationalstaat in diesem ganzen Schlamassel wird es im dritten Beitrag unserer Veranstaltungsreihe gehen.

    Die jeweiligen Termine, die Gäste, Formate und eine Einführung in die einzelnen Themenkomplexe veröffentlichen wir hier auf unserem Blog. Du möchtest keine Einladung verpassen? Dann melde dich jetzt für unseren Newsletter an!