Klimawatch - Bürgerliche Kontrolle braucht Daten

    Klimawandel und CO2 reduzieren ist in aller Munde: das Pariser Klimaabkommen - 2030. Auf welchem Weg in Deutschland aber konkret, und vor allem lokal, dazu beigetragen wird, ist oft wenig ersichtlich. Welche Maßnahmen werden getroffen? Welche Ziele gesetzt? Bin ich davon betroffen?  Kann ich etwas tun? Sollte ich vielleicht von meiner Kommune fordern, sich höhere Ziele zu setzen?

    Wie an vielen anderen Stellen demokratischer Willensbildung und gemeinschaftlichen Handelns ist hier Transparenz wichtig und kann durch Digitale Tools unterstützt und vereinfacht werden. Wie genau das aussehen kann zeigt z.B. Klimawatch.de. Dort kann man sich aktuell über die Lage der Klimaziele in Münster, Köln, Leipzig, Hamburg, Karlsruhe, Landau, Moers, Chemnitz, Berlin, München, Düsseldorf, Paderborn, Dortmund, Ulm, Bielefeld und Bonn informieren.

    Mit Hilfe von interaktiven Visualisierungen werden Ziele, Fortschritt und Notwendigkeit des Pariser Klimaabkommens miteinander verglichen und aufgezeigt, an welchen Stellen sich Menschen regional für Klimaschutz engagieren. Das Projekt ist 2019 im OK Lab Münster entstanden und inzwischen in eine größere Kollaboration innerhalb der Code for Germany Community aufgegangen.

    Kommunale Datenlage

    Wie viele weitere zivilgesellschaftliche Projekte von Code for Germany liegt auch hier die größte Hürde darin, die Daten der verschiedenen Städte zu befreien und automatisch zu aktualisieren. Viele sind nicht veröffentlicht, geschweige denn vereinheitlicht. Die Angaben sind auf unterschiedliche Weise in Sektoren aufgeteilt und nur in wenigen Fällen maschinenlesbar verfügbar.

    Im direkten Austausch mit Verwaltungen der verschiedenen Städte und viel händischer Arbeit ist trotzdem ein Bild entstanden, wenn auch ein Lückenhaftes.

    Mit Hilfe des Klima-Helpdesk von FragDenStaat haben Menschen hinter Klimawatch bis Mitte 2022 ca. 400 Klimastrategien von Land, Stadt und Kommune angefragt: Davon sind 169 Antworten unvollständig und 94 Antworten kamen als PDF-Datei, in dem die benötigten Daten erst mal von Menschen isoliert und in ein maschinenlesbares Format übertragen werden müssen.

    Visualisierung der Datenlage 2022 © CARTO, © OpenStreetMap contributors
    Balken: Bei Klimawatch eingepflegte Daten nach Sektoren
    Rote Totenköpfe: IFG Anfrage abgelehnt oder keine Informationen vorhanden
    Grüne Herzchen: IFG Anfrage erfolgreich

    Diese PDFs liegen im öffentlichen GitHub Repositorium des Projekts und können sowohl von interessierten Einzelpersonen, als auch motivierten Gruppen in OK Labs aufbereitet und weiterverarbeitet werden. Es kann auch spaßig sein, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man möglichst schnell Tabellen aus einem PDF herauslesen kann. Die Antwort lautet aber meistens “nicht besonders gut” und so lässt sich ehrenamtlich kein kontinuierlicher Webseitenbetrieb stemmen. 

    Was tun?

    Die Gruppe um Klimawatch und alle Interessierten finden sich in einem Slack Channel zusammen. Hier tummeln sich etwa 65 Menschen, die Interesse an Open Data und Nachhaltigkeits-Projekten haben. Manche bauen die Website, andere bilden Schnittstellen zu ähnlichen Projekten und gemeinsam wird daran gearbeitet, die Datenlage zu verbessern.

    Klimawatch ist ein Beispiel dafür, wie Offene Daten und zivilgesellschaftliches Engagement abstrakte Aufgaben und Zusammenhänge greifbarer machen kann, aber auch dafür, dass der Weg hin zu Offenem Regierungshandeln noch ein weiter ist. Andreas Kugel, Ehrenamtlicher der Code for Germany Community fasst es so: „wenn die Daten zu Klimaschutz und Treibhausgasen in einheitlichen Kategorien und nachnutzbaren Formaten veröffentlicht würden, könnten zivilgesellschaftliche Initiativen auf diesem Gebiet gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Darauf müssen wir hinarbeiten.“

    Wenn du Fragen zu Klimawatch hast, mitmachen oder Daten bereitstellen möchtest, kannst du dich gerne hier bei Andreas und dem Rest des ehrenamtlichen Teams melden: info@klimawatch.de