2. Barcamp zu Haushaltsdaten als Linked Open Data in Berlin

    Barcamp in den Räumlichkeiten der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin
    Barcamp in den Räumlichkeiten der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin CC-BY SA 4.0 - Julia Schabos

    Bereits zum zweiten Mal trafen sich über 20 Personen aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in den Räumlichkeiten der Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin um über Linked Data zu sprechen. Im Vergleich zum ersten Barcamp konnte dieses Mal anhand eines konkreten Anwendungsfalls gesprochen werden – den Haushaltsdaten des Landes Berlin und dem dazugehörigen Vokabular.

    Mit Critical Friends zu mehr Wissensgraphen

    In den letzten zwei Jahren hat sich viel getan: Berlin verfügt nun über einen ersten kleinen Wissensgraphen, Schleswig-Holstein arbeitet weiterhin an einem ganzheitlichen LOD-Ansatz und in Kooperation zwischen den beiden Bundesländern ist ein Vokabular für Landeshaushaltsdaten entstanden. Grund genug, noch einmal genauer Einblick in die Prozesse zu geben und mit einer Gruppe von Critical Friends über Weiterentwicklungen und mögliche Anwendungen zu sprechen.

    Die OKF hat den Veröffentlichungsprozess in den letzten zwei Jahren begleitet und dabei die Gelingensbedingungen dokumentiert. Wenig überraschend geht es dabei um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Gibt es politische Rückendeckung für das Projekt, sodass Personalressourcen und Mittel aufgewendet werden können? Gibt es eine Projektbegleitung bzw. regelmäßig Raum für Reflexion, damit sich die Projektbeteiligten bei Fragen und Herausforderungen austauschen können? Gibt es einen klaren Projektplan mit definierten Arbeitspaketen? Kann die technische Umsetzung im eigenen Haus übernommen werden? All diese Fragen sollen in einen kurzen Use Case münden, von dem andere staatliche Stellen profitieren, die sich auf den Weg Richtung Linked Open Data machen möchten.

    Sechs Sessions zum ganzen Spektrum von LOD

    Gleichzeitig wurde festgestellt, dass es nicht den einen archetypischen Weg für die Veröffentlichung von Linked Open Data gibt. Neben den bereits erwähnten Faktoren können vor allem Pragmatismus und Kooperationen mit anderen Akteur:innen entscheidend sein. Wie wichtig der Austausch und die gemeinsame Arbeit an Ontologien und Konzepten sind, zeigte sich auch beim Barcamp. In sechs unterschiedlichen Sessions (die Protokolle können hier angeschaut werden) wurden Anknüpfungspunkte für weitere Datenstellen im Land Berlin und darüber hinaus sowie Anwendungsfälle für die nun vorhandenen verlinkten Daten erörtert.

    Ein weiterer Teil des Barcamps widmete sich konkreten Fragestellungen zur Modellierung der vorhandenen Haushaltsdaten. Hier zeigte sich, dass gerade bei LOD der kollaborative Ansatz wichtig ist und die Einblicke verschiedener Verwaltungsstellen sowie vonseiten der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft für Impulse sorgen können. So wurde beispielsweise erörtert, wie ein Zeitbezug für Kapitel und Titel in den Daten hergestellt werden kann. Ein anderer Block drehte sich um die Maintenance von Ontologien: Welche staatlichen Stellen sind eigentlich für das Hosting und die Pflege der Datenstandards zuständig? Hintergrund dieser Frage war, dass das Haushaltsdatenvokabular momentan von der OKF gehostet wird. Als mögliche Ansprechbehörde wurde das Bundesministerium der Finanzen identifiziert, das zumindest in Budgetfragen Klassen und Gruppen definiert.

    Diskussionen über Anknüpfungspotentiale

    Im zweiten Teil ging es um Weiterentwicklungen im Bereich LOD für das Land Berlin. In einer Session wurde die Idee eines sogenannten „Budgetbots” diskutiert. Dieser könnte durch die Verbindung von Large Language Models mit dem vorhandenen Berliner Wissensgraphen Fragen an die Haushaltsdaten beantworten. Mögliche Fragen reichen von „Wie viel gibt der Bezirk Mitte für Radwege aus?“ bis „Welche Mittel plant das Land Berlin für Schulneubau ein?“. Hierbei wurden auch die Grenzen der Aussagekraft der Haushaltsdaten deutlich. Es zeigte sich, dass sich viele Fragen eigentlich weniger um Budgetdaten drehen. Stattdessen sind die Ist-Daten von größerem Interessen, die in einem weiteren Block thematisiert wurden. Dabei wurde festgestellt, dass die in jetziger Form vorhandenen Daten nur mit Fachexpertise inhaltlich nachvollziehbar sind. Besser zugängliche Ist-Daten könnten beispielsweise Haushaltsverhandlungen deutlich erleichtern.

    In einer weiteren Session wurde über den Tellerrand der Haushaltsdaten hinausgeblickt und weitere mögliche Datenfelder im Land Berlin zur Diskussion gestellt, die Anknüpfungspotenzial bergen. So werden etwa von jeder Senatsverwaltung Geschäftsverteilungspläne mit Beschreibungen der Aufgabengebiete, Stellen und Personen erstellt. Weitere potentielle Datensätze wurden mit der Gesundheitsberichtserstattung der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie aus dem bereits als offenen Datensatz vorhandenen „Außerplanmäßige Aufwendungen” identifiziert.

    Persönlicher Austausch wichtig für kollaborative Technologien

    Das zweite Barcamp zu Linked Data, das von der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin und der OKF organisiert wurde, hat gezeigt, wie wichtig der persönliche Austausch bei vermeintlich trockenen Infrastrukturthemen wie Linked Data sein kann. Ziel muss es sein, neben den stetig wachsenden Wissensgraphen auch eine Community of Practice zu etablieren, in der der kollaborative Ansatz von Linked Data gelebt wird. Ein weiteres Barcamp rund um Linked Open Data ist im Herbst in Bielefeld geplant, wo es um die Frage gehen soll, welche Anwendungsmöglichkeiten sich für maschinenlesbare Informationen rund um Leistungen für Bürger:innen ergeben.