Open Source als Methode für langlebige Produkte
Die Bundesregierung hat 2024 an einer Strategie gearbeitet, die “Ziele und Maßnahmen zum zirkulären Wirtschaften und zur Ressourcenschonung aus allen relevanten Strategien” zusammenführen und den primären Rohstoffbedarf “absolut” senken soll. Mehr Informationen auf der Produktebene und offene Designs können maßgeblich zum Erfolg dieses Zieles beitragen. Dafür haben wir uns als OKF zusammen mit der Open Hardware Allianz eingesetzt.
Am 17. Juni 2024 legte das Umweltministerium (BMUV) den ersten Entwurf dieser “Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie” (NKWS) vor. Damals forderten wir, nicht bei der Müllverwertung stehenzubleiben, sondern bereits bei der Gestaltung anzusetzen und mit Open Source transparentere und langfristig nachhaltigere Produkte zu schaffen, an denen sich leichter beteiligt werden kann. Am 4. Dezember wurde die finale Strategie veröffentlicht. Sie basiert auf Dialogprozessen mit einer Vielzahl von Akteur:innen.
Die Strategie reiht sich in diverse Initiativen auf EU-Ebene ein, wie das sogenannte Recht auf Reparatur oder der digitale Produktpass. Ziel ist es, ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu schaffen, in dem Produkte so lange wie möglich in der Nutzung bleiben und letztendlich die Ressourcennutzung vom wirtschaftlichen Wachstum entkoppelt wird. Ein ambitioniertes Ziel, das grundlegende Veränderungen erfordert.
Winzige Schritte in die richtige Richtung
Im Entwurf der NKWS waren viele wichtige Ziele und Maßnahmen angeschnitten, die dafür nötig sind. Die final beschlossene Fassung hat diese leider kaum konkretisiert und verweist an vielen Stellen auf bereits angelaufene Vorhaben, wie das sogenannte „Recht auf Reparatur“. Dennoch werden ein paar progressive Projekte skizziert. Wir freuen uns, dass die Förderung von Forschung und Entwicklung offener Innovationen, wie Open-Source-Hardware und -Software, als eine Maßnahme für nachhaltigere Elektrogeräte aufgenommen wurde. Dafür hatten wir uns mit der Open-Hardware-Allianz eingesetzt.
Offene Kreisläufe fördern
Doch noch wird das geschlossene Bild einer Circular Economy gezeichnet, in dem Bürger:innen in der Regel als Verbraucher:innen vorkommen, die recht unbeteiligt konsumieren. Für eine effektive Kreislaufgesellschaft muss Technologie grundsätzlich neu gedacht werden. Statt unsere Elektrogeräte als fertige, für einen „Endverbraucher“ geschaffene Objekte zu verstehen, sollten wir sie vielmehr als Teil eines offenen Kreislaufs begreifen, als offene Plattformen, an denen sich viele Menschen beteiligen können. Solche offenen Plattformen stellen uns alle wichtigen Informationen bereit und sind modular designt, dass Produkte spontan und regional repariert sowie an unterschiedliche Zwecke und Bedingungen angepasst werden können. So können sie so lange wie möglich in der Nutzung bleiben. Das Konzept Open-Source-Hardware zeigt uns, wie ein solches transparentes Produktdesign aussehen kann. Darüber hinaus bildet es einen Lernraum, Hardware offener zu gestalten. Nur mit einer solchen Vision gelingt eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft, die ihre Ressourcenziele erreicht und Menschen beteiligt, und nicht riskiert, dass sie lediglich zu einer profitablen Industrie wird, “[…] die sich im Besitz einiger weniger Unternehmen in einer Handvoll Länder befindet, anstatt eine transformative Bewegung zu sein,“ Firant et al. 2020, S. 6 an der alle mitarbeiten. Die zukünftige Bundesregierung sollte hier ansetzen und diesen Transformationsprozess weiter fortsetzen.