Wir brauchen ein Förderprogramm für Offene Digitale Basistechnologien

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    STF-Studie_Titel CC-BY OKFDE

    Berlin, 16.11.2021

    Die Gestaltung der Digitalisierung muss eines der zentralen Themen der neuen Bundesregierung werden. Um die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken, brauchen wir ein starkes Open Source Ökosystem. Damit dieses auf stabilen Füßen stehen kann, braucht es dringend ein Förderprogramm für Offene Digitale Basistechnologien. Die Open Knowledge Foundation Deutschland hat mithilfe verschiedener Expertinnen in einer heute veröffentlichten Machbarkeitsstudie analysiert, wie ein solches umfassendes Förderinstrument aussehen könnte und was es braucht, um mit der Umsetzung loszulegen.

    Offene Digitale Basistechnologien werden zahlreich in vernetzten Systemen verbaut, da sie in guter Qualität in öffentlichen Repositorien und über permissive Lizenzen für den weiteren Einsatz verfügbar sind. Open-Source-Architekturen nehmen im Bereich der basalen IKT-Infrastruktur signifikante Anteile ein, in zahlreichen Unternehmen werden freie und proprietäre Komponenten kombiniert. Hierdurch werden Open-Source-Elemente integraler Bestandteil kritischer digitaler Basistechnologien und ihre Skalierung häufig größer, als es die Ressourcen der Entwickler:innen zulassen. Während insbesondere viele kommerzielle Nutzer:innen die Software einsetzen, sind es bisher zu wenige dieser Implementierer, die die Funktionalität und Aktualität der Codes prüfen und Verbesserungen an das Ökosystem zurückgeben.

    Projektleiterin und Co-Autorin Adriana Groh: “Open Source ist zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden. Damit diese weiter gehen kann, müssen wir den Fokus jetzt auf die Bereitstellung und Wartung der Basistechnologien richten. Für diese gibt es aktuell fast keine Fördermöglichkeiten. Dies macht das gesamte Open Source Ökosystem immer fragiler”.

    Es wird daher höchste Zeit, die Relevanz von Wartung und Absicherung Offener Digitaler Basistechnologien zu erkennen und die Aufmerksamkeit nicht nur auf die Förderung von Innovationen zu legen. Die Sicherheit und Qualität offener Softwarekomponenten wird maßgeblich mitbestimmen, wie resilient und wettbewerbsfähig das Software-Ökosystem in Deutschland und Europa in Zukunft ist. Unter digitaler Souveränität wird in diesem Kontext das Sichern von Handlungsoptionen und Unabhängigkeit verstanden, das durch Investitionen in Offene Digitale Basistechnologien und die damit entstehende größere Auswahlmöglichkeit offener und sicherer Alternativen unterstützt werden kann. Diese Unterstützung muss flexibel an eine diverse Gruppe an Empfänger:innen fließen, da digitale Basistechnologien dezentral in Communitys, Unternehmen und von Einzelpersonen entwickelt und gepflegt werden.

    Die Open Knowledge Foundation schlägt daher die Schaffung eines “Sovereign Tech Fund” (STF) vor, der eigens für die Produktionslogiken von Offenen Digitalen Basistechnologien entworfen wird und nachhaltig das Open-Source-Ökosystem stärkt.

    STF_Mission Statement

    Mit dem dafür vorgeschlagenen neuen Förderprogramm sollen die folgenden Ziele verfolgt werden:

    • Offene Digitale Basistechnologien werden durch das Bereitstellen von Ressourcen für identifizierte Akteur:innen und neue Zielgruppen im Open-Source-Ökosystem gesichert und verbessert.
    • Das Open-Source-Ökosystem wird durch den Fokus auf Sicherheit, Resilienz und kritische offene Softwarekomponenten auf der Infrastrukturebene gestärkt.
    • Die Interoperabilität als Grundprinzip in technologischen Architekturen wird gefördert.
    • Die Innovationskraft von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen wird durch bessere digitalen Grundlagen für Weiterentwicklung und Neuentwicklung erhöht.
    • Ein Wissenshub für Vernetzung und den Wissenstransfer zwischen Forschung, Anwender:innen, Anbieter:innen und den verschiedenen Softwarecommunitys entsteht.

    Die STF Machbarkeitsstudie wurde von Adriana Groh, Katharina Meyer, Fiona Krakenbürger und Eileen Wagner verfasst und ist über die Website Sovereign Tech Fund verfügbar.

    Die Machbarkeitsstudie wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

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    Pressekontakt: presse@okfn.de