Die OKF der Zukunft – Teil III
Als langjähriges (und vor kurzem ausgeschiedenes) Vorstandsmitglied nehme ich zum Abschied das Privileg in Anspruch, nicht nur laut über die vergangene und gegenwärtige Arbeit der OKF nachzudenken, sondern auch Überlegungen zur zukünftigen Ausrichtung der Organisation anzustellen.
Teil III
Die Innovationsförderung von morgen
Der Programme der OKF waren von Beginn an darauf ausgerichtet, Menschen außerhalb der Organisation zu fördern, zu unterstützen und gemeinsam Dinge voranzutreiben. Die 31 OK Labs sind Orte, an denen sich Ehrenamtliche treffen, um lokale Anwendungen für eine offene Gesellschaft zu entwickeln. In den Labs von Jugend hackt werden Workshops und Vorträge für Jugendliche angeboten, die Arbeit an eigenen Projekten gefördert und der Austausch mit Gleichgesinnten ermöglicht.
Diese lokalen Initiativen werden seit 2016 durch den Prototype Fund ergänzt, mit dem gezielt “bottom-up” Innovationen gefördert werden. In 10 Runden wurden mehr als 9 Millionen Euro für Open-Source-Anwendungen in den Bereichen Civic Tech, Data Literacy, IT-Sicherheit und Software-Infrastruktur bereitgestellt.
Viele dieser Ideen hätten keine Möglichkeit gehabt, eine Unterstützung über die konventionelle Innovationsförderung zu erhalten. Denn allzu oft wird Innovation gleichgesetzt mit wirtschaftlicher Innovation, statt die vielen Facetten innovativer Ansätze zu betrachten, die soziale, gesellschaftliche und ökologische Probleme angehen. Zu starr sind bestehende Systeme zur Identifizierung, Finanzierung und Skalierung von Ideen, die blind sind für die “unusual suspects”, jene die durch das Raster fallen, wenn es um Innovationsförderung geht.
Der gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung betriebene Prototype Fund ist einer der wenigen Lichtblicke in der verkrusteten Landschaft der staatlichen Innovationsförderung. Auch wenn es Initiativen wie der in Leipzig ansässigen Bundesagentur für Sprunginnovationen, der selbsterklärten deutsche DARPA, gelingen könnte, eine der vielen Lücken zu schließen, so bliebe es doch ein Tropfen auf den heißen Stein.
Was es neben der Förderung einzelner sogenannter Sprunginnovationen braucht, ist eine systemische Förderung, ein Denken in Missionen und der Aufbau nachhaltiger Strukturen, offener Ökosysteme und langfristiger Ansätze zur Transformation von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Zu sehr wurde in der Vergangenheit auf einzelne, isolierte Lösungsansätze gesetzt, zu häufig auf die Entwicklung neuer Technologien statt deren Diffusion.
Die OKF hat mit ihren weitverzweigten Netzwerken, der jahrelangen Erfahrung in der Förderung auch ungewöhnlicher Ideen und der Rolle eines Akteurs ohne Profitinteresse in der Innovationsförderlandschaft enormes Potenzial. Dies sollte sie nutzen, eine tiefgehende strukturelle Transformation zu fordern und zu begleiten, die offen, inklusiv und nachhaltig ist und auch neue Formen von Innovationsprozessen und -strukturen ermöglicht und fördert. Ein europäisches Äquivalent zum amerikanischen Open Technology Fund, wie von OKF-Vorstandsmitglied Felix Reda gefordert, wäre ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung.
Wen, was und vor allem wie wir in Zukunft fördern, wird unsere zukünftige Gesellschaft prägen. Nicht erst seit der Coronapandemie sollte uns allen klar sein, dass das Venture-Capital-finanzierte Modell und die move-fast-and-break-things-Ideologie seine Grenzen hat. Was wir brauchen ist Innovationsförderung für systemische Transformationen, das heißt Innovationen für strukturellen Wandel, dort wo es dringend notwendig ist, nämlich bei der Bewältigung sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen.
Die Zukunft der OKF, die OKF der Zukunft
Die OKF von 2021 ist eine andere als jene aus dem Gründungsjahr 2011. Sie wird sich auch innerhalb der nächsten zehn Jahre wieder komplett neu erfinden müssen. Zu schnell ändern sich die Herausforderungen, zu rasant entwickeln sich die Themen der OKF, als dass die Antworten von heute morgen noch die richtigen sind.
Ich wünsche mir, dass die OKF weiterhin so innovativ und agil ist wie in den letzten zehn Jahren. Dann, so bin ich mir sicher, wird sie die richtigen Antworten auf die aufkommenden und zukünftigen großen Fragen des digitalen Zeitalters finden.
Dazu gehört eine offene, digitale und zeitgemäße Bildung genauso wie der faire, gerechte und sichere Umgang mit unseren Daten. Zusammen mit einer Innovationsförderung, die auf eine nachhaltige, sozial gerechte und ökologische Transformation ausgerichtet ist, werden wir langfristig dort zu Veränderungen kommen wo es so dringend notwendig ist.
Der vollständige Beitrag (Teil I-III) kann hier heruntergeladen werden.
Ein großes Dankeschön an Adriana, Arne, Daniel, Henriette, Max und Stefan für Ihre Kommentare und Anmerkungen und an Claudia für das Lektorat.