Hintergrund offene-entwicklungshilfe.de
Wenn man Finanzdaten zur Entwicklungshilfe sucht, gibt es praktisch nur zwei Optionen. Hoch aggregierte Daten beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wo nur ein paar Zahlen angeboten werden, oder akademisch anmutende Webseiten der OECD, wo man nach Zahlen forschen muss. Offene-Entwicklungshilfe.de soll anders sein. Hier werden Daten anschaulich dargestellt, so dass man einfach durch die Zahlen wandern kann, statt komplizierte Anwendungen zu bedienen. Außerdem gibt es hier detaillierte alle staatlichen Ausgaben der Entwicklungshilfe nach Ländern, Schwerpunkten und bis auf die Projektebene.
Entwicklungshilfe ist aus finanzieller Sicht ein großer Sektor. Allein die OECD Länder gaben in 2011 129 Milliarden US Dollar an ODA-Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit aus. Große Summen fließen zu tausenden von Organisationen und in vielen Projekten. Transparent fließen diese Steuergelder nur bedingt. Es gibt praktisch in keinem Entwicklungsland eine Übersicht wer, was, wo, wann macht? Das dies immer wieder zu ineffizienten Geldvergabe führt ist kein Geheimnis.
BMZ veröffentlicht die eigenen Daten nicht
Für die Umsetzung der Webseite habe ich einen offenen zugänglichen Datensatz des Creditor Reporting System der OECD genutzt. (Der komplette Datensatz ist übrigens etwas versteckt. Im Menü auf der Seite erst auf “Export” klicken und dann auf “Related Files”).Ironischerweise zeigt das BMZ selber diese Zahlen nicht auf der eigenen Webseite an, sondern belässt es bisher dabei die Zahlen, mit einjähriger Bearbeitungszeit, an die OECD zu liefern. Das soll sich nun ändern, wenn das Ministerium reichlich verspätet den neuen IATI umsetzt. Im Frühjahr sollen bessere Daten in kürzeren Zyklen erscheinen. Bei der Analyse der Daten wurde mir aber klar, dass die historische Perspektive der Daten fast interessanter ist.
Über 100.000 Aktivitäten der letzten 10 Jahre
Deshalb habe ich über hunderttausend Projektdaten der letzten 10 Jahre zur Umsetzung der Webseite einbezogen. So gibt es für jedes Empfängerland deutscher Entwicklungszusammenarbeit einen eigenen Steckbrief, welcher detailliert die einzelnen Aktivitäten pro Schwerpunkt anzeigt, wie zum Beispiel für Burkina Faso. Doch bei den Projekten kommt auch die unzureichende Qualität der Daten zum Vorschein. Projekttitel zu allgemein, in anderen Sprachen oder fehlen teilweise vollständig. Zudem gibt es praktisch keine Informationen zu Empfänger-Organisationen. Die Geber-Institutionen werden mit Abkürzungen wie LG oder Found versehen und sind zum Beispiel bei den Geldern für die GIZ nicht nachvollziehbar.
Trends analysieren
Wichtiges Ziel für die Webseite ist es einen transparenten Überblick aus verschiedenen Perspektiven zu bekommen. So kann man zum Beispiel einfach analysieren in welche Sektoren Gelder in den letzten Jahren investiert wurden und wo die Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit liegen. Entsprechen die Hilfsgelder den wichtigsten Bedarfen eines Entwicklungslandes? Oder leiten die sich eher von außen- oder wirtschaftspolitischen Interessen ab? Sind die Ausgaben nachhaltig, oder werden hier singulär plötzlich Investitionen getätigt? Die Daten geben nicht immer direkt eine Antwort, aber offene-entwicklungshilfe.de soll helfen Trends zu entdecken und Fragen aufzuwerfen.
Kombination von Datensätzen
Spannend wird es aber wenn andere Datensätze hinzugefügt werden. Dank der Open Data Initiative der Weltbank, lassen sich zum Beispiel einfach Entwicklungsindikatoren einfügen. Diese Indikatoren zeigen auf einen Blick, wenn auch etwas allgemein, wo die größten Probleme im jeweiligen Land liegen. Nun kann man vergleichen, ob die deutschen Ausgaben deckungsgleich sind. Keine Frage der Vergleich hinkt und weitere Datensätze wären notwendig um hier die Ausgaben für die Sektoren besser nachvollziehen zu können. Aber genau in diese Richtung wollen wir gehen.
Ausblick
Doch dafür muss bei den deutschen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit erst ein Bekenntnis zu offenen Daten kommen. Gerade Nichtregierungsorganisationen sind hier leider kein Vorbild. Mit Ausnahmen werden auch hier keine detaillierte Finanzdaten veröffentlicht. Eine IFG-Anfrage hat wenigstens eine Übersicht der von BMZ in Jahr 2011 geförderten Organisationen hervorgebracht. Wir hoffen das offene-entwicklungshilfe.de hier Inspiration für weitere solche Angebote ist.