Offene Daten für die digitale Jugendbeteiligung
Von Auskünften über die Lärmbelästigung an Straßen und Barrierefreiheit von Bahnübergängen bis hin zu Einnahmen und Ausgaben einer Gemeinde: Offene Daten helfen uns nicht nur dabei, unsere Umwelt und gesellschaftliche Prozesse besser zu verstehen, sondern ermöglichen auch eine aktive Beteiligung und politische Teilhabe. Wir zeigen, welche Potentiale offene Daten für die digitale Jugendbeteiligung haben und teilen unser Wissen, das wir in den vergangenen Monaten dazu gesammelt haben.
Was sind eigentlich offene Daten?
Offene Daten sind nicht-personenbezogene Informationen, die von Behörden, Unternehmen sowie Wissenschaft und Forschung frei zur Verfügung gestellt werden und damit von der Allgemeinheit genutzt und weiterverwendet werden können. Sie ermöglichen es Organisationen, Initiativen und engagierten Jugendlichen, eigene Anwendungen und Dienste mit diesen Daten zu entwickeln um so z. B. Geflüchteten zu helfen, in der neuen Umgebung anzukommen.
Informationen aus diesen Daten können die Grundlage für neue digitale Projekte der Jugendbeteiligung sein: Offene Daten machen politische (Entscheidungs-)Prozesse verständlicher und zugänglicher, sofern sie gut aufbereitet sind. Daten zu abstrakten Themen, wie kommunalen Haushalten, Umwelt und Nachhaltigkeit oder gesellschaftlichen Entwicklungen lassen sich z. B. mit Visualisierungen von Daten leichter vermitteln und erklären. Dies birgt auch für die Arbeit mit Jugendlichen eine Vielzahl an Möglichkeiten: In Moers haben sich Jugendliche beispielsweise dank offener Daten intensiv mit dem demografischen Wandel und den Folgen für ihre Umgebung auseinandergesetzt.
Chancen für eine moderne Jugendbeteiligung
Für die digitale Jugendbeteiligung bieten offene Daten ein riesiges Potenzial, sich Themen und Herausforderungen auf eine spannende Art und Weise zu nähern. Gut aufbereitete Daten können soziale und politische Anliegen von Jugendlichen untermauern. Visualisierungen von Daten machen komplexe Zusammenhänge auch für junge Menschen verständlich und spannend.
Die Beschäftigung mit offenen Daten in der Jugendarbeit kann sich zunächst auf Fragen konzentrieren, die unmittelbar Interessen von Jugendlichen berühren, z. B.:
- Wie sehen die Ausstattung und Angebote von Jugendeinrichtungen meiner Stadt im Vergleich zu anderen Städten aus?
- Wie viele öffentliche Fußballplätze gibt es und wie steht es um deren Zustand über die Jahre hinweg?
- Wie viel Geld wurde in den vergangenen Jahren für bestimmte Bereiche wie Jugendzentren, Radwege oder Bildungsprojekte ausgegeben?
Die Antworten auf diese Fragen können Jugendliche dann ganz konkret Daten recherchieren und diese in ihrer Ansprache an Verwaltung und politische Entscheidungsträger*innen nutzen, um ihren Forderungen Gewicht zu verleihen. Viele offene Datensätze von öffentlichen Einrichtungen in Deutschland gibt es z. B. bei Govdata.de.
Eine weitere Möglichkeit sich mit offenen Daten in Kombination mit Making und Coding zu beschäftigen, sind Veranstaltungsformate wie Jugend-Hackathons. Dabei entwickeln Jugendliche eigene kleine Anwendungen, von deren Grundideen auch die eigenen Region profitieren kann.
Offene Datensätze weisen immer auch Leerstellen auf: Diese Leerstellen zu füllen kann eine reizvolle Tüftelaufgabe sein. Wasser- und Luftqualität oder Lärmbelastung lassen sich mit ganz einfacher Sensorik im Rahmen von Jugendprojekten selbst erheben. Damit können die Teilnehmenden neben dem eigentlichen Bauen, Anbringen und Auswerten der Sensoren auch für die Bedeutung von offenen Daten sensibilisiert und die Ergebnisse maschinenlesbar und unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden.
Ein Beispiel: Offene Haushaltsdaten der Stadt Moers
Ein Beispiel dafür, wo offene Daten auch für die Jugendarbeit genutzt werden können, ist die Plattform OffenerHaushalt.de. Sie ermöglicht eine einfache Darstellung von öffentlichen Haushalten und deren Funktionsweisen. Kommunen sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. Die Haushaltsdaten ihrer Kommunen bieten Jugendlichen z. B. die Möglichkeit, direkt zu erkennen, wie sich Ausgaben in Bereichen der Jugendarbeit, Bildung oder Kultur über die Jahre verändern. Diese Informationen geben ihnen eine praktische Argumentationsgrundlage für zukünftige öffentliche Debatten an die Hand und ermächtigen sie so, noch stärker für ihre Ziele und Vorhaben einzustehen.
Weitere Ideen zur Nutzung von offenen Daten für die Jugendarbeit gibt es auch in unserem Lernmaterial zu Open Data und auf unserer Materialplattform.
Dieser Artikel ist in leicht veränderter Form zuerst auf jugend.beteiligen.jetzt erschienen.