Zum Entwurf der NKWS: ambitioniert bleiben!
Die Bundesregierung arbeitet an einer Strategie, die “Ziele und Maßnahmen zum zirkulären Wirtschaften und zur Ressourcenschonung aus allen relevanten Strategien” zusammenführen und den primären Rohstoffbedarf “absolut” senken soll. Mehr Informationen auf der Produktebene und offene Designs können maßgeblich zum Erfolg dieses Zieles beitragen. Dafür setzt sich die OKF zusammen mit der Open Hardware Allianz ein.
Am 17. Juni 2024 legte das Umweltministerium (BMUV) den ersten Entwurf dieser “Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie” (NKWS) vor. Er basiert auf Dialogprozessen mit einer Vielzahl von Akteur:innen, an denen sich auch die OKF beteiligt hat. Parallel zur Ressortabstimmung der Regierung und Einbindung der Länder gibt es bis zum 9. Juli die Möglichkeit zur schriftlichen Stellungnahme. Die Verabschiedung der NKWS im Kabinett ist für Herbst dieses Jahres geplant.
Die Strategie reiht sich in diverse Initiativen auf EU-Ebene ein, wie das sogenannte Recht auf Reparatur oder der digitale Produktpass. Ziel ist es, ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu schaffen, in dem Produkte so lange wie möglich in der Nutzung bleiben und letztendlich die Ressourcennutzung vom wirtschaftlichen Wachstum entkoppelt wird. Ein ambitioniertes Ziel, das grundlegende Veränderungen erfordert.
Ambitioniert bleiben und Maßnahmen konkretisieren
Im Entwurf der NKWS sind viele wichtige Ziele und Maßnahmen angeschnitten, die dafür nötig sind. Im Zentrum steht die Reduktion des Primärrohstoffverbrauchs, der bis 2045 auf 8 Tonnen pro Kopf/Jahr reduziert werden soll. Außerdem sind Maßnahmen zur Steigerung der Materialeffizienz, des Recyclings und zur Unterstützung zirkulärer Geschäftsmodelle sowie zur Förderung von Forschung und offenen Innovationen, wie Open-Source-Hardware, formuliert. Dieser breite Fokus muss gehalten werden.
Noch steht allerdings die Müllverwertung im Vordergrund, wenn es um die Konkretisierung dieser Maßnahmen geht. Es braucht dringend klare Zielmarken, die Alltagsprodukte von der Mülltonne bewahren. Zum Beispiel im Bereich der Steigerung der Reparaturquote, der Schaffung einer reparaturfreundlichen Infrastruktur und der Erhöhung der Informationstransparenz auf der Produktebene, welches das zentrale Thema ist, auf das sich unsere Arbeit fokussiert. In unserer Stellungnahme zum Entwurf der NKWS fordern wir daher:
- jede:r sollte sich als „Reparateur“ einstufen lassen können, wenn es um den durch die Ecodesignverordnungen definierten Zugang zu technischen Informationen geht.
- einen Public-Modus für den Digitalen Produktpass (DPP), der es Marktakteur*innen ermöglicht, freiwillig mehr technische Informationen bereitzustellen, als aktuell auf EU-Ebene vorgeschrieben sind.
- eine Kompetenzoffensive für die Schaffung kreislauffähiger Designs in relevanten Ausbildungseinrichtungen, mit einem Fokus auf transparentes Produktdesign (Open Source Hardware und Open Design).
- ein Mikroförderprogramm, um „Designs for Circularity“ in die Praxis zu bringen.
Details zu den einzelnen Punkten finden sich in unserer Kommentierung des Entwurfs, die am 9. Juli 2024 an das BMBF gesendet wurde.
Offene Kreisläufe fördern
Für eine effektive Kreislaufgesellschaft muss Technologie grundsätzlich neu gedacht werden. Statt unsere Elektrogeräte als fertige, für einen „Endverbraucher“ geschaffene Objekte zu verstehen, sollten wir sie vielmehr als Teil eines offenen Kreislaufs begreifen, als offene Plattformen, an denen sich viele Menschen beteiligen können. Solche offenen Plattformen stellen uns alle wichtigen Informationen bereit und sind modular designt, dass Produkte spontan und regional repariert sowie an unterschiedliche Zwecke und Bedingungen angepasst werden können. So können sie so lange wie möglich in der Nutzung bleiben. Das Konzept Open-Source-Hardware zeigt uns, wie ein solches transparentes Produktdesign aussehen kann. Darüber hinaus bildet es einen Lernraum, Hardware offener zu gestalten. Nur mit einer solchen Vision gelingt eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft, die ihre Ressourcenziele erreicht und Menschen beteiligt, und nicht riskiert, dass sie lediglich zu einer profitablen Industrie wird, “[…] die sich im Besitz einiger weniger Unternehmen in einer Handvoll Länder befindet, anstatt eine transformative Bewegung zu sein,“ Firant et al. 2020, S. 6. Die NKWS sollte noch stärker auf diese Vision einzahlen.