Vielleicht hilft eine App? – Prototype Fund kritisiert Solutionismus in der Innovationsentwicklung

    Pressemitteilung

    Berlin, 17.05.2021

    Es gibt Apps bei Gesundheitsproblemen und gegen Arbeitslosigkeit, Technologien, die vor Diskriminierung schützen oder Gewalt beenden sollen. Kommt bald die App gegen den Hunger?

    Der Prototype Fund kritisiert die Innovationsentwicklung, in der sich vermeintlich alle Probleme dieser Welt mit ein paar Klicks „lösen“ lassen. Nach dieser solutionistischen Ideologie erfüllen Technologien ein deterministisches Eigenleben und erlösen uns von unseren menschlichen Schwächen. Mit der Coronapandemie hat diese Vorstellung weiter an Auftrieb gewonnen. Demnach gibt es keine Herausforderung, die nicht mit einer passenden App überwunden werden kann.

    „Der Solutionismus ignoriert Nebenwirkungen, die alle Technologien haben zum Beispiel auf Umwelt oder marginalisierte Gruppen. Er verkennt, dass insbesondere soziale Probleme eine hohe Komplexität aufweisen und sozialpolitische statt technische Herangehensweisen verlangen“, sagt Katharina Meyer, Forschungsreferentin beim Prototype Fund.

    Mit seinem Innovationsförderprogramm setzt der Prototype Fund ein Gegengewicht zum Solutionismus-Trend. Im Sinne von Public Interest Tech stärkt das Programm die Gemeinwohlorientierung von Technologien. Dazu gehören Faktoren wie Datenschutz, Transparenz, Interoperabilität und Souveränität. Aber auch eine Folgenbewertung durch ein Fachgremium. Apps sollen gemeinschaftlich mit Nutzenden und Betroffenen entwickelt werden, um tatsächliche Probleme anzugehen. Der Quellcode muss frei und offen zugänglich sein, um alle beabsichtigten und unbeabsichtigten Nebenwirkungen der Anwendungen transparent zu machen. Damit werden die entstehenden Technologien anpassbar und somit auch nachhaltiger.

    Meyer erklärt:„Wir legen Wert darauf, deutlich zu machen, dass Technologien keine Lösungen an sich sind, sondern von den Menschen, die sie entwickeln und nutzen, geprägt werden. Sie erlangen Bedeutung nur durch ihre sinnvolle Anwendung.“

    Diese Bedeutung von Technologien sollte bereits vor ihrer Entstehung analysiert werden. Die Konsequenzen jeder Technologie müssen dabei ins Verhältnis gesetzt werden zu den potentiellen Folgen für Mensch und Umwelt. Dies kann durch eine gründliche Technikfolgenabschätzung geleistet werden. Bei dieser wird der Nutzen von Technologien gesamtgesellschaftlich verhandelt. Zudem sollte ihr Einsatz in einem geschützten Rahmen pilotiert werden, um mögliche Auswirkungen auch in der Praxis nachzuvollziehen.

    „Technikfolgenabschätzung und -bewertung ist wichtiger denn je und muss politisch gestärkt werden! Durch die Einbeziehung verschiedenster Akteur:innen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und kritischer Öffentlichkeit bildet die Folgenabschätzung ein Gegengewicht zu solutionistischen Bestrebungen. Nur auf diesem Weg können wir sicherstellen, dass die immer neuen Apps auch einen Mehrwert für unser Leben haben oder andernfalls gar nicht erst in die Breite gelangen“, bekräftigt Meyer.

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    Für weitere Informationen steht Patricia Leu vom Prototype Fund zur Verfügung: presse@prototypefund.de